Gast in Nürnbergs Betten

––   INSPIRATION   ––

Was Nürnberg und Rom gemeinsam haben

02. April 2023

Was wir in diesem März 2023 wirklich sehr dringend brauchen, ist ein Urlaub!
Er muss auch nicht lange sein, doch das Warten auf Frühlingswetter macht einen schon ein wenig kirre. Die letzte Auszeit ist Monate her, gefühlt sogar Jahre. Ach, was schreibe ich? Jahrzehnte! Einigen wir uns darauf, dass wir seit Jahrzehnten nicht mehr im Urlaub waren, vielleicht sogar länger.

Es ist draußen dunkel wie im Winter – doch wir haben bereits Ende März!
Vor dem Fenster: Monsunregen! Dabei leben wir in Nürnberg und hier gibt es höchstens fränkisches Regenwetter zu unseren beliebten 3 im Weckla (für Nicht-Franken: 3 Nürnberger Bratwürste in einer Semmel „auf Hand“)

Schön ist es doch, wenn Deine Wünsche erhört werden und Dir ein Urlaub quasi aufgezwungen wird – in Form einer Aktion, von der wir aus einer Instagram Story der Nürnberger Congress- und Tourismus-Zentrale zufällig erfahren.

Einmal im Jahr gibt es nämlich die Möglichkeit für uns Einheimische, Nürnberger Hotelbetten zum Schnäppchenpreis als Tourist in der eigenen Stadt zu „testen“. Die genaue Bedingungen kann man im Netz nachlesen, wichtig ist allerdings:

Du musst in Nürnberg gemeldet sein. Und das sind wir!

Allerdings muss man wirklich schnell sein, denn die „Bettla“ sind heiß begehrt.

Freitag 31.03.2023, Uhrzeit: 11.00 Uhr

Wir packen für eine Nacht außer Haus, in ca. 900 m Luftlinie vom eigenen Bett entfernt:
T: Was nimmst Du denn mit für die eine Übernachtung?
M: 3 Sakkos…
 
Zu Fuß geht’s zum Hotel - wir wohnen im Herzen der Stadt direkt am Hauptmarkt wo der berühmte Christkindlesmarkt stattfindet und Michael hat uns heimlich einen Upgrade gebucht. Wir dachten, wir wüßten wie es sich anfühlt, wenn Du als Tourist (wobei wir uns lieber als Reisende bezeichnen) in der eigenen Stadt unterwegs bist.

Aber weit gefehlt! Wir hätten nie geglaubt, dass eine Hotelübernachtung so viel verändern kann!

Wir haben ein Zimmer mit Aussicht und die Sightseeing Tour beginnt deswegen bereits mit einem unglaublichen Blick aus dem Fenster.

Von links nach recht sehen wir ...

die Sebaldus Kirche
die Kaiserburg
das Alte Rathaus
das Neue Rathaus
den Schönen Brunnen
die Frauenkirche (eigentlich Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau)
den Hauptmarkt
die Türme der Lorenzkirche und
die Fleischbrücke, wenn wir uns ein wenig aus dem Fenster lehnen.
 
Eigentlich könnten wir auch die ganze Zeit nur im Zimmer bleiben...
 
Keine Ahnung, wie ihr so einen Kurztrip angeht, aber wir haben vorab im Netz nach Nürnberg Tipps gesucht und uns vorgenommen vor allem Dinge zu tun, die wir noch nie getan haben in Nürnberg (was zugegebenermaßen nicht gerade einfach ist, wenn Du hier wohnst).

Unser Abenteuer sollte eigentlich mit 3 im Weckla starten, aber in Nürnberg ist gerade Ostermarkt und genau auf den schauen wir aus unserem Zimmerfenster. Kleine Planänderung: Das wird unsere erste Station!

Nach 25 Minuten sind wir gerade erst 25 m weit gekommen, allerdings nicht ohne schnell am Schönen Brunnen am Glücksring gedreht zu haben (natürlich wie Touristen am falschen Ring!).
Zu viel Schönes gibt es auf dem Hauptmarkt zu entdecken. Es laden ein: leckere Getränke, außergewöhnliche Speisen, hervorragende Kuchen (Danke, Tante Noris, für den besten Nußkuchen seit die Oma einen gebacken hat!)
Nun wißt ihr auch, wie ein Urlaubstag bei uns im echten Leben aussieht … wir machen selten das, was wir uns vorgenommen haben.

Während wir ein großes Stück Kuchen schlemmen und warten, dass es das Regnen aufhört überlegen wir wohin es als Nächstes gehen soll.

Auf unserer Liste von Dingen, die wir immer schon mal (oder besser: endlich mal wieder) machen wollten, stehen:

Dürerhaus
Kunstbunker
Altstadthof
Stadtrundfahrt
Handwerkerhof

 

Als Nürnberger weißt Du aber natürlich auch , was Du alles nicht erlebst in dieser kurzen Zeit! Wir könnten zum Beispiel auch…

Kaiserburg
Tiergärtnertorplatz
Hauptmarkt
Lochgefängnisse
Felsengänge
Weißgerbergasse
Heilig-Geist-Spital
Spielzeugmuseum
Johannisfriedhof
Alle Museen
Alle Kirchen
…und unendlich viel mehr anschauen.

 

Ganz sicher hätte auch das Bratwurstmuseum auf unserer To-Do-Liste gestanden, obwohl wir es erst letzes Jahr besucht haben. Allerdings hat ausgerechnet an diesem Wochenende das Museum geschlossen. Solltet ihr aber tatsächlich einmal eine Tour durch Nürnberg machen, dann sei euch ein Besuch bei Björn unbedingt empfohlen. Er erzählt wunderbare Geschichten über Nürnberg und die Bratwurst!

Was viele Stadtführer und Empfehlungen außer Acht lassen, ist: die Spontanität.
Denn es ist viel schöner sich treiben zu lassen und damit eine Stadt zu erleben.

Genau das tun wir dann auch und landen im Pilatushaus am Tiergärtnertor. Die Nürnberger Altstadtfreunde habe das Haus letztes Jahr gekauft und derzeit ist es am Wochenende zur Besichtigung geöffnet. Auf einer alten knarrenden Holzstiege wagen wir den Aufstieg bis in den Giebelerker und werden mit einem kolossalen Blick über die Nürnberger Altstadt, und weit darüber hinaus, belohnt. Was für eine Aussicht! Die ist so schön, dass wir glatt vergessen ein Selfie zu machen …(wir müssen also wieder kommen!).

Als normaler Tourist wären wir nun sicherlich im Café Wanderer eingekehrt, das verschieben wir auf ein anderes Mal und entscheiden uns – wenn wir schon mal da sind – für das Albrecht-Dürer-Haus gegenüber. In den 90ern haben wir es das letzte Mal besichtigt... ist ja schon ein bißchen her und zählt damit als "haben wir noch nicht gemacht."
 
Albrecht Dürer hat hier gelebt und das ganze Haus (mit modernem Anbau) ist in ein Museum umgewandelt worden; für die Einrichtung zeichnet übrigens der Herr Friedrich Wanderer, der auch Namenspate für das Café gegenüber ist. Wir sind spät dran und haben genau 45 Minuten bevor das Museum schließt….

So ganz ohne Zahlen, Daten und Fakten geht’s nicht:
Albrecht Dürer (1471-1528) ist sicher einer der berühmteste Einwohner von Nürnberg gewesen und das nicht nur während der Renaissance. Allerdings wurde er weniger durch seine Bilder berühmt, sondern vor allem durch seine Drucke. Er war wohl das, was man heute als StartUp-Entrepreneur bezeichnen würde, denn er hat die (relativ neue) Technik von Holzdruck und Kupferstich gezielt dazu benutzt, seine Werke "unters Volk zu bringen". Das machte ihn nicht nur vermögend, sondern auch sehr berühmt. Noch heute begegnen wir ihm fast an jeder Ecke in Nürnberg …

 

Wie echte Touristen

Ein kitschiges und niedliches Souvenir (allerletztes Bild im Blog) nehmen wir noch im kleinen Museumsladen gegenüber mit (wir sind heute ja schließlich Touristen!) … bevor es uns für heute mit Kunst, Kultur und Stadtbesichtigung reicht!

Es gibt ein kleines, verspätetes Mittagsschläfchen und weiter geht es zum Abendessen. Wir haben zwar einen Tisch reserviert, aber finden noch vor der Bestellung weder die Location noch den Service prickelnd. Und so landen wir, wie wohl die meisten Touristen, wieder im Burgviertel.

Dort am Freitag Abend in einem Restaurant einen Tisch zu bekommen, ohne Reservierung, ist nahezu unmöglich.
Doch Glückskinder, die wir sind, ergattern wir 2 Plätze in der Hütt`n und werden nicht nur freundlich, sondern auch gut gelaunt in Empfang genommen. Ein Tisch für 90 Minuten ist kein Problem! Hier fühlen wir uns wohl! Es gibt für Nachzügler wie uns in einem Nebenraum eine Art überdimensionalen "Katzentisch" - und der ist herrlich, vor allem wegen der anderen Gäste!

Wir sitzen mit 6 1/2 weiteren Touristen an einem großen quadratischen Tisch (wobei der 12-jährige Ben sich sicherlich bedanken würde, wenn er erfährt, dass wir ihn als halbe Portion bezeichnet haben).

June und David sind eigentlich aus South Carolina und leben seit 3 Jahren in Italien. Es ist ihr großer Traum gewesen Nürnberg zu sehen, bevor es in Kürze wieder zurück nach Amerika geht (mit 600 Flaschen italienischem Wein im Gepäck, wie sie lachend erzählen). Wir empfehlen ihnen für den morgigen Tag unbedingt noch eine Besichtigung der Kaiserburg einzuplanen. Carola und Peter aus Hamburg sind nur auf der Durchreise hier, schwärmen vom guten fränkischen Essen und vom süffigen Bier.

Michael ißt Schäuferla (auch Schäuferle oder Schäufele. Wobei das nicht zählt als „lange nicht mehr gemacht“ - aber es muss ja Ausnahmen geben) und ich Nackerte.
Für diejenige, die das Gericht nicht kennen: Die Nürnberger Bratwurst (also Bradwoarschd) gibt es in mehreren Varianten.
Am Bekanntesten ist die gebratene Variante (wie sie bei 3 imWeckla oder auf einem Zinnteller mit Kraut und/oder Kartoffelsalat serviert werden. Wahlweise 6, 9 oder 12 Stück.)
Uns schmeckt auch die geräucherte Variante sehr!
Und es gibt die Variante auf dem Bild (also Nürnberger, die in Essigsud eingelegt werden, mit Schwarzbrot serviert).
Natürlich gibt es auch die (normalgroße) Fränkische Bratwurst in Essigssud eingelegt mit Zwiebeln, das bekommt man dann, wenn man Saure Zipfel bestellt.

Es wird an unserem Tisch (hoch-)deutsch, fränkisch, englisch, italienisch durcheinander gesprochen und dieser Moment fühlt sich wahrhaftig an wie „Tourist in Nürnberg“.
Es könnte gerade schöner nicht sein…

Aber wir haben alle unsere Plätze nur bis 19.30 Uhr und so geht es nach lautstarker Verabschiedung wieder getrennte Wege.

Wenn eine der coolsten Bars, in der du jemals warst, in Deiner Heimatstadt ist…

Bei einem Wochenendtrip in einer neuen Stadt sucht uns Michael immer eine tolle Bar aus, die wir dann besuchen. Nachdem wir offiziell als Touristen in Nürnberg sind, hat er das auch diesmal gemacht und landete auf einer Seite im Netz mit den „11 besten Bars in Nürnberg“. Die meisten davon kennen wir bereits, aber eine ist dabei, die finden wir besonders spannend!

Und so landen wir in der Haltestelle Hering bei Iwona, Kamila und Micha mit DDR Ambiente und 80er Musik aus Westdeutschland!

Es ist sehr, sehr schwer an diesem Abend aus der Bar zurück in unser Hotel zu gehen. SEHR schwer! Aber wir haben es getan, und das sogar relativ früh um 23 Uhr. Vielleicht weil wir erwachsen sind… haben wir schon mal erwähnt, dass erwachsen sein manchmal wirklich doof ist?

Aber wir wollen den wunderschönen Tag nicht in einer zu langen Nacht versumpfen lassen … und der wundervolle nächtliche Ausblick aus dem Hotelfenster entschädigt mehr als genug für unsere "Tapferkeit".

Samstag, 01. April 2023

Wir werden schon früh von den Glockenschlägen der Frauenkirche geweckt und egal wo wir sind: unser Frühstück reist mit! Wir überspringen das (sicherlich ganz hervorragende) Frühstücksbuffet und es gibt Cappuccino und Hörnchen im Bett, die uns Michael aus dem Frühstücksraum holt.

Heute lassen wir es sehr langsam angehen, denn es steht nur noch ein Punkt auf der Agenda: eine Stadtführung durch eins der Nürnberger Quartiere. Neben den normalen Stadtführungen (oder natürlich auch den spannenden Themenführungen) hat die Congress- und Tourismus-Zentrale dieses Projekt ins Leben gerufen. Das Tolle daran ist, dass man mit der App auch ganz alleine diese Tour machen kann und virtuell geleitet wird – inklusive Tipps für die schönsten Fotospots und kleiner Geschichten, die eine Stadführung zu etwas Besonderem machen. Beim Check-in im Hotel haben wir ein Info-Kärtchen über die Nürnberger Quartiere mit einem QR Code nämlich gleich in die Hand gedrückt bekommen.

Mit unserem charmanten Guide Christina geht es wieder ins Burgviertel inklusive einer Kugel Eis – theoretisch. Denn uns ist dermaßen kalt (wir erinnern uns: wir brauchen einen Urlaub, weil das Frühlingswetter so frustrierend ist!), dass wir die Gruppe irgendwann verlassen und beschließen: statt Eis brauchen wir heute eher einen steifen Grog.
Das Schöne ist ja, wir können die Führung jederzeit alleine (und bei schönem Wetter) noch einmal machen!

Was hat Nürnberg aber nun mit Rom gemeinsam?

Wir müssen natürlich noch unseren reißerischen Titel Was Rom mit Nürnberg gemeinsam hat auflösen!

Wer jemals in Rom war staunt, wie unglaublich zentral alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in dieser großen Stadt doch liegen! Man kann alles ganz bequem zu Fuß erreichen.

Genauso ist das in Nürnberg und es ist uns tatsächlich erst an diesem Wochenende richtig bewusst geworden. Im Radius von 1-2 km gibt es:

Kaiserburg - Altes Rathaus - Neues Rathaus - Schöner Brunnen - Hauptmark - Fleischbrücke - Tiergärtnertor - Dürerhaus - Kunstbunker - Altstadthof - Handwerkerhof - Hauptmarkt - Lochgefängnisse - Felsengänge - Weißgerbergasse - Kettensteg - Heilig-Geist-Spital - Spielzeugmuseum - Neues Museum - Germanisches Nationalmuseum - Kunsthalle - Deutsches Museum - Johannisfriedhof - Sebaldus Kirche - Frauenkirche - Lorenzkirche - den Burggarten - und wir haben wahrscheinlich noch etliche Sehenswürdigkeiten vergessen...
 

Wir nehmen aus diesen 24 Stunden vor allem eins mit nach Hause: „Sind wir froh, das wir heute nicht tatsächlich als Touristen unterwegs waren! 24 Stunden wären nämlich viel, viel zu kurz für einen Besuch im wunderschönen Nürnberg.“


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Tanja & Michael

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